Wege des Schicksals Die Senfblütensaga 2. Roman by Clara Langenbach

Wege des Schicksals Die Senfblütensaga 2. Roman by Clara Langenbach

Autor:Clara Langenbach [Langenbach, Clara]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783104913070
Herausgeber: FISCHER E-Books


Metz, 1914

EMMA

Sie konnte nicht fassen, was passiert war. Gerade erst war Netty zu Frederick ins Zimmer getreten und hatte einen Baukasten hervorgeholt, um mit ihm zu spielen. Da flüsterte eine innere Stimme Emma bereits zu, sie solle nach Antoine sehen. Etwas an ihm hatte ihr Sorgen gemacht, wie er aus dem Zimmer gestürmt war.

Plötzlich hörte sie Louise kreischen und dann ein Poltern. Emma lief eine Etage höher, dahin, wo die meisten Zimmer leer standen. Auf halber Treppe wurde sie von Carl eingeholt. Er packte sie am Arm, zog sie zurück. »Warte hier. Ich sehe nach«, wisperte er atemlos.

Sie lockerte seinen Griff. »Wir sehen zusammen nach.«

Er verstand. Auch wenn sie merkte, wie widerwillig er nachgab.

Eine der Türen stand sperrangelweit offen. Emma brauchte ein paar Sekunden, um die Situation zu realisieren. Antoine und Dasbach, miteinander ringend. In einer Ecke kauerte Louise. Sie kreischte nicht mehr, sondern schluchzte, vollkommen in sich zusammengesunken.

Carl reagierte sofort. Er stürzte sich auf Antoine und zog ihn von Dasbach weg. Zumindest versuchte er es, denn Antoine schien nichts mehr wahrzunehmen und trat um sich. Mit einem Ellbogen erwischte er Carl im Bauch. Und als Carls Griff sich lockerte, ging er wieder auf Dasbach los. Doch der Offizier hatte sich die Pause genutzt, um sich zu sammeln. Seine Faust erwischte Antoine am Wangenknochen, dann packte er seinen Gegner und schleuderte ihn gegen die Wand, um sofort wieder auf ihn loszugehen.

An Emma vorbei lief Obermeyer, woher auch immer er so plötzlich gekommen war. Er zerrte seinen Kameraden ein Stück weg. Antoine wollte nachsetzen, doch Carl war inzwischen wieder zu Atem gekommen. Mit seinem ganzen Körper drückte er Antoine gegen die Wand, und zumindest jetzt schien der realisiert zu haben, dass es sein bester Freund war, der sich zwischen ihn und Dasbach warf.

Schwer atmend und voller Hass sahen Antoine und Dasbach sich an. Der Offizier schob Obermeyer beiseite, wischte sich die blutende Nase ab und zog seine Kleidung zurecht. »Ihr Francs seid solche Feiglinge. Einem Mann in den Rücken zu fallen – das sieht euch ähnlich. Aber du hast dich mit dem Falschen angelegt.«

»Ich denke, durchaus mit dem Richtigen«, zischte Antoine. »Oder hat jemand anderer gerade meine Frau begrapscht?«

Dasbach schnaubte. »Sie hat es so gewollt! Deine Frau hat mich darum angefleht.« Er warf einen Blick auf Louise, die noch immer in der Ecke kauerte. »Offensichtlich bist du nicht in der Lage, sie zu befriedigen.«

Antoine zuckte, wollte schon wieder auf den Mann losgehen, doch Carl hielt ihn zurück. »Genug.« Über die Schulter blickte er zum Offizier. »Ich denke, es ist besser, wenn Sie gehen.«

Dasbach grinste. »Oh ja. Ich gehe. Aber wenn das Militär den Franzen abführt und vors Kriegsgericht zerrt, werde ich da sein.« Er schaute Antoine fest in die Augen. »Du hast einen preußischen Offizier angegriffen, du Froschfresser.«

»Schluss jetzt.« Obermeyer packte seinen Kameraden an den Schultern. »Gehen wir.« Tatsächlich gelang es ihm, Dasbach aus dem Raum zu führen.

Antoine blickte in die Ecke. Er sagte nichts. Er sah nur hin. Schwerfällig hob Louise den Kopf und schaute ihm entgegen. Ihr Gesicht wirkte von den Tränen aufgequollen.



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